Ultimate als Publikumssport und Olympia 2024

Impression eines  Discport-Entwicklungsprojekts in Kenia
Impression eines Discport-Entwicklungsprojekts in Kenia

Die Jahresversammmlung des Flugscheiben-Weltverbandes WFDF fand im Umfeld der Ultimate- und Guts-WM in London statt

Am Vortag der Eröffnung der Ultimate- und Guts-WM (WUGC2016) fand in London die Jahresversammlung des Flugscheiben-Weltverbandes WFDF (World Flying Disc Federation) statt. Vertreter von mehr als 30 Nationen versammelten sich für die rund sechsstündige Veranstaltung, die einen Überblick über laufende und geplante Aktivitäten gab (Fotos aus dem Entwicklungsbericht, s. ganz unten). Haupt-Diskussionspunkte waren die Betrachtung von Ultimate als eines Publikumssports sowie die Bestrebungen so bald als möglich ins olympische Programm aufgenommen zu werden.

Am Anfang der Versammlung standen formale Abläufe wie die Feststellung der zu vergebenden Stimmen, die Vorstellung des bereits genehmigten Protokolls des Vorjahres und der über das Jahr getroffenen Entscheidungen (Aufnahme neuer Mitglieder). Der Bericht des Präsidenten Robert „Nob“ Rauch verdeutlichte, dass über das Jahr 2015 die Verbände der Länder Georgien, Chile, Malaysia, Guam, Marokko und Ägypten hinzu kamen, sodass nun Verbände aus insgesamt 56 Nationen im WFDF vertreten sind. Sein Bericht wurde durch denjenigen des Generalsekretärs Volker Bernardi ergänzt.

Foto von einem Discsport-Entwicklungsprojekt in Nicaragua
Foto von einem Discsport-Entwicklungsprojekt in Nicaragua

WFDF hat über das vergangene Jahr zwei strategisch wichtige Positionen neu besetzt, zum einen durch Rob McLeod, als Direktor für Kommunikation und Globale Medien, zum anderen durch Tim Rockwood, als Geschäftsführer Broadcasting und Marketing. In diesem Zusammenhang wurde auch die kommerzielle Entwicklung des Weltverbandes thematisiert, wonach der Plan zum Livestreaming von zwei Dutzend Spielen der WUGC2016 per Fundraising erfolgreich umgesetzt werden konnte. In dem Paket enthalten war auch eine zweistündige Sendezeit im CBS Sports Network in den USA.

Deutschland ist viertstärkster nationaler WFDF-Mitgliedsverband

Im Oktober 2015 wurde eine neue Richtlinie zu Standards und Richtlinien zur Anerkennung von Weltrekorden verabschiedet. WFDF unterstützt auch den im Vorjahr ins Leben gerufenen internationalen Spirit of the Game-Tag am 3. Dezember. Anschließend wurde die Mitgliederstatistik vorgestellt, die auf der Basis einer Jahresumfrage entstanden ist. Sie präsentiert neben Mitgliedszahlen auch die organisatorische und finanzielle Situation der Verbände. Gemessen an Mitgliedern stellt Deutschland den viertgrößten nationalen Mitgliedsverband hinter den USA, Kanada und Australien, aber noch knapp vor Großbritannien und Japan. Der DFV ist einer von nur wenigen WFDF-Mitgliedsverbänden, die bereits eine Vereinbarung mit ihrer nationalen Anti Doping-Agentur besitzen.

Spielszene, entstanden im Zusammenhhaang eines Entwicklungsprojekts in Kambodscha
Spielszene, entstanden im Zusammenhang mit einen Entwicklungsprojekt in Kambodscha

In Hinblick auf die Anerkennung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) wurde nochmals verkündet, dass seit dem 2. August 2015 die dauerhafte Anerkennung des IOC gegeben ist, und auch die Mitgliedschaft in der International Masters Games Association (IMGA) beim SportAccord wurde erlangt. Der slowakische Verband hat im Mai 2016 als 12. nationales WFDF-Mitglied die Anerkennung seines nationalen olympischen Komitees erhalten. Die weiteren anerkannten Verbände stammen aus Finnland, Hong Kong, Japan, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Schweden, der Schweiz, Taiwan, Ungarn und den USA.

Anpassung des Sportes an Publikumsinteressen?

Der erste größere Diskussionspunkt drehte sich um Ultimate als Publikumssport. Dazu wurde ein 10-seitiges Papier vorgestellt unter dem Motto: „Kenne Deine Fans, verstehe Deine Kunden“. Darin wird unter anderem eine „Sportfan-Motivationsskala“ beschrieben (SFMS), entwickelt von Daniel Wann, die acht Faktoren interessanter Sportereignisse berücksichtigt: positiven Stress (Eustress), Selbstwertgefühl (wenn die eigenen Helden erfolgreich sind), Eskapismus vom Alltag, Unterhaltung, Ökonomischer Faktor, Ästhetik, Gruppenanbindung, Familienansprüche. Zudem wurde diskutiert, welche Aktionen dazu geeignet sind, Sportarten unterhaltender für Fans zu machen (z.B. Corporate Sponsorships, Athletenvermarktung für Fans, Promotion-Aktionen, Anpassungen der Regeln und der Spielansetzungen).

Eindruck von einem Discsport-Entwicklungsprojekt in Ungarn
Eindruck von einem Discsport-Entwicklungsprojekt in Ungarn

Anschließend folgten zahlreiche Berichte zur Entwicklung der einzelnen Sportarten, den Vorbereitungen auf das Ultimate-Turnier bei den World Games 2017 in Polen, sowie zur finanziellen Entwicklung und die Risikoeinschätzung des Verbandes durch die WFDF-Finanzverantwortliche Kate Bergeron. Der darauf folgende zweite große Diskussionspunkt betraf das Ziel möglichst bald, wenigstens als Zusatzdisziplin, ins olympische Programm aufgenommen zu werden. Dies wäre frühestens 2024 möglich, nachdem der Sport Ultimate nicht bei den olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 enthalten sein wird. Infolge der „Agenda 2020“ des IOC konnte sich WFDF bereits für Tokio bewerben. Positiv zu erwähnen ist, dass diese Bewerbung akzeptiert wurde. Eine Berücksichtigung für die Sommerspiele 2024 hängt stark davon ab, wohin diese Veranstaltung vergeben werden wird, und wie groß die Popularität von Ultimate dort ist. Eine Vergabe in die USA erschiene daher als am erfolgversprechendsten.

WFDF-Logo2015Weitere Berichte der Leitenden verschiedener Kommissionen (Athleten-, Frauen-, Jugend- und Sportentwicklungs-Kommissionen) sowie der Kontinentalverbände (Afrika, Asien/Ozeanien, Europa und Panamerika) schlossen sich an. Der letzte große Diskussionspunkt betraf das Ziel des WFDF 75 Mitgliedsnationen zu erhalten sowie den Ausblick auf weitere Projekte und Strategien. Dazu wurde unter anderem der WFDF-Bericht des Discsport-Entwicklungsprogramms 2015 vorgelegt, unterstützt durch das IOC und den Verband der IOC-anerkannten Verbände ARISF (Association of IOC Recognised International Sports Federations). Darin enthalten sind abgeschlossene WFDF-Projekte in Hong Kong, Mexiko und Uganda sowie durch den WFDF bezuschusste Projekte in Venzuela, Ungarn, Indien, Nicaragua, Kenia und Kambodscha.

Insgesamt wurde betont, dass in nationalen Verbänden bevorzugt alle möglichen Discsportarten gleichermaßen gelebt werden sollten, Discsport-Vertreter professionell und entsprechend dem Spirit of the Game auftreten sollten, sowie dass der Ausbildung und der Verbreitung des Sportes in der Jugend eine vordringliche Bedeutung zukommt.

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