Deutsche Teams überzeugen bei U17 Ultimate-EM

Vom 06. bis 10. August 2024 wurde die European Youth Ultimate Championship (EYUC) der U17 in den Divisionen Women, Open und Mixed in Gent, Belgien, ausgetragen. Von den Coaches Jakob Willich, Fabian Dellmann und Lukas Maczewsky, Foto: Oliver Hülshorst.

Insgesamt nahmen an der Meisterschaft, die vom europäischen Dachverband EUF und dem lokalen Team „Gentle“ unter der Turnierdirektion von Ine Lanckriet und Felix „Nemo“ Nemec organisiert wurde, 20 Teams aus 10 Nationen teil. Das deutsche U17 Open-Team gewann Gold, die deutschen U17-Mädchen erreichten den 2. Platz in der Spirit-Wertung.

Vorbereitung der deutschen Teams

Seit Herbst 2023 bereiteten sich die deutschen Jugendlichen der Geburtsjahrgänge 2008-2010 auf diese Europameisterschaft der U17 vor. Durch die hohe Anzahl an Trainingslagern, die die Coachingteams der U17 Women und Open angeboten haben, konnten die Spieler*innen optimal vorbereitet werden. Die Trainingslager fanden mit tatkräftiger lokaler Unterstützung in Göttingen, Kassel, Karlsruhe und Gießen statt.

Neben den Trainingslagern arbeiteten die Kaderspieler*innen an ihrer Athletik im Individuellen und in den regulären Vereinstrainings. Nur durch die starke ehrenamtliche Arbeit der Coaches der deutschen Jugendvereine konnten die Jugendlichen abseits der Nationalteam-Trainingslager ideal begleitet und gefördert werden. Ebenfalls waren die Eltern und Erziehungsberechtigten entscheidend in der Vorbereitung, da sie ihren Töchtern und Söhnen den Wunsch nach ambitioniertem Ultimate familientechnisch und finanziell ermöglichten.

Zusammenarbeit zwischen den Ländern

Bereits im Vorfeld zur EYUC gab es Kooperationen zwischen Belgien, Schweiz und Deutschland. Im Mai hatten sich die Schweizer Mädchen und die deutschen Mädchen in Karlsruhe für ein gemeinsames Trainingslager getroffen. Zwei Wochen später folgten die belgischen, Schweizer und deutschen Jungs mit einer gemeinsamen Vorbereitung. Diese Erfahrung wurde von allen Seiten sehr positiv bewertet, da dadurch die Coaches bereits im guten Austausch standen und sich über die eigenen nationalen Prozesse und Bemühungen ausgetauscht werden konnten. Die Spieler*innen traffen so auch auf der EYUC auf bekannte und befreundete Gesichter in den gegnerischen Teams.

Weiterhin wurde sich gerade im Coachesbereich auch im Voraus stärker mit weiteren europäischen Nationen ausgetauscht. Diese Bemühungen von Team-Managern und Verbandsfunktionären führte zu einer sehr förderlichen Arbeitsatmosphäre. Insbesondere auf der EYUC konnte so die Förderung der europäischen Ultimate-Jugend durch die Zusammenarbeit der Verantwortlichen gestärkt werden.

Unerwarteter Start der Meisterschaft

Kurz vor der Anreise zur EYUC wurden die Teams von den Veranstaltern des EUF darüber informiert, dass aufgrund von Sicherheitsbedenken die Spiele der israelischen Teams (Mixed und Open) auf einem externen Feld gespielt würden, um Proteste zu vermeiden. Am Morgen der Eröffnung der EYUC wurde dann mitgeteilt, dass der Bürgermeister der Stadt Gent die Spiele auf dem externen Feld verboten hatte, da das Gelände dort über Nacht von Vandalismus und Schmierereien betroffen wurde. In Folge wurden die Spiele aller Divisionen des ersten Tages abgesagt und im Hintergrund Verhandlungen geführt.

Letztendlich begann die Europameisterschaft einen Tag später, wobei Israel nicht an der Meisterschaft teilnehmen konnte. Die deutschen U17-Coaches bedauern ausdrücklich, dass die israelischen Jugendspieler*innen unter den Folgen des Nahost-Konfliktes auch im sportlichen Bereich leiden mussten. Es bleibt zu hoffen, dass eine Teilnahme bei der EYUC 2026 für Israel wieder möglich wird. Durch den verspäteten Start der EYUC und den Ausschluss von Israel musste der Spielplan komplett erneuert und verschoben werden, sodass die Finalspiele am Samstagabend erst gegen 20:00 ausgespielt waren.

U17 Women Deutschland

Bei den Mädchen lief Deutschland mit 18 Spielerinnen aus den Jahrgängen 2008, 2009 und 2010 auf. Für viele war es das erste internationale Turnier, die Aufregung entsprechend groß. Ein Teil davon konnte am ersten Tag bei einem siegreichen Trainingsspiel gegen Schweden abgebaut werden.

Der eigentliche Auftakt fand am Mittwoch gegen die Schweiz statt, die dem Team bereits von einem gemeinsamen Trainingslager in Karlsruhe vertraut war. Man kannte die Stärken und Schwächen und gewann daher souverän 13:6.

Im zweiten Spiel, gegen den späteren Bronzemedaillisten Belgien, geriet das Team rasch 0:4 in Rückstand. Nach der Halbzeit war er auf sieben Punkte angewachsen. Was folgte, war ein erstaunliches Zeugnis von Willensstärke, als die Mädchen sich Punkt um Punkt zurück ins Spiel kämpften. Auf einen kamen sie noch heran, dann zog Belgien einen Schlussstrich. Die 10:12-Niederlage wurde dennoch wie ein Sieg gefeiert, von einigen als das beste Spiel ihres Lebens.

An Tag drei, im dritten Gruppenspiel gegen Frankreich, galt es, sich dieses Hochgefühl zu bewahren. Das Ergebnis von 1:13 war für den weiteren Turnierverlauf unbedeutend. Stattdessen musste der Frust über zweifelhafte Calls und die eigenen Fehler hinuntergeschluckt werden. Ein mentaler Test also, den die Mädchen sehr gut bestanden.

Im unteren Pool genügten zwei Siege, um ins Viertelfinale einzuziehen. Ein Umweg, aber ein gangbarer. Gegen Großbritannien machte sich die deutsche Zone bezahlt. Ein Break führte zum nächsten und zu einem deutlichen 13:5-Sieg. Anders gegen Österreich, deren Schlüsselspielerinnen immer wieder einen Weg über die Flanken fanden und tiefe Würfe anbrachten. Dennoch behielten die Mädchen ihre Nerven und gewannen knapp 13:11.

Im Viertelfinale kam es zum Rematch gegen Belgien. Diesmal ging die erste Halbzeit an Deutschland, danach ein offener Schlagabtausch, den Belgien dank einiger taktischer Anpassungen am Ende gewann. Fühlten sich die Mädchen nach der ersten Niederlage noch wie die Siegerinnen, war die Enttäuschung nun riesengroß.

Sie hielt jedoch nicht lange an. Das Halbfinale war zwar verpasst. Jetzt wollte man sich zumindest in den Platzierungsspielen auszeichnen. Am Abschlusstag ging es wieder gegen Großbritannien, wieder gegen Österreich. Nach einem ersten, wichtigen Hold funktionierte die Zone hervorragend. Fastbreaks brachten schnelle, einfache Punkte. So sicherten sich die deutschen U17-Mädchen mit zwei 13:2-Siegen den fünften Platz.

Die EM war, neben dem kleinen sportlichen, vor allem ein großer zwischenmenschlicher Erfolg, was Deutschlands zweiter Platz in der Spirit-Wertung belegt.

U17 Open Deutschland

Die deutschen Jungs spielten die EYUC mit 18 Spielern aus ganz Deutschland. Im vergangenen Jahr hatten sie in einem Herzschlagfinale bereits den Turniersieg beim U17 World Summit (auch in Gent) erringen können. Zusammen mit den Erfahrungen aus dem gemeinsamen Trainingslager mit der Schweiz und Belgien im Mai 2024 konnten die deutschen Jungs mit gesundem Selbstbewusstsein ins Turnier starten.

In der Gruppenphase gelangen zwei souveräne Siege gegen Österreich und Großbritannien mit jeweils 13:4 sowie ein athletisches Durchsetzen gegen Italien mit 13:10.

Im darauffolgenden Powerpool traf das Open-Team auf Frankreich, welche im Universe 12:11 besiegt werden konnten. Mit einem abschließenden Spiel gegen Schweden, das 13:8 zu Gunsten der deutschen Spieler ausging, konnte das Team als Favorit ins Halbfinale einziehen. Dort wartete erneut Frankreich. Nach einer Führung von drei Breaks, näherte sich das französische Team wieder auf einen Break. Am Ende konnte sich Deutschland mit 13:11 abheben und qualifizierte sich für das Finale.

Nach einer ausgiebigen Pause vom anstrengenden Halbfinale in den Bungalows des angrenzenden Campingplatzes in Blaarmeersen, ging der deutsche Kader gestärkt in das Abschlussspiel gegen Schweden, die in einem erstaunlichen Halbfinale 13:5 gegen Italien dominant überzeugt hatten.

Gestärkt wurde das Team während des Finales durch eine breite und internationale Sideline-Arbeit: Neben den deutschen Mädchen und Eltern, wurde von französischer, italienischer, belgischer und schweizerischer Seite lautstark die deutschen Jungs angefeuert. Zu Beginn des Finalspiels setzte sich das deutsche Team souverän ab, indem es vier Breaks in Folge holte und sich das 5:1 sicherte.

Durch die Performance einer sehr sicheren und disziplinierten Offence und einer bissigen Defence-Line, die mit einer Zone und knallharten Match-Defence den Schweden die Würfe schwierig machten, konnte Deutschland letztlich mit 13:7 einen sicheren Europameisterschaftstitel holen. Dies ist ein großer Erfolg für eine sehr starke Generation von 2008er und 2009er Jungs sowie die Frucht von monatelanger Vorbereitung.