Ein langer Weg, bevor die Reise beginnt

teamfoto-mixed-u23-tryoutMit dem zweiten offenen Trainingslager, welches vergangenes Wochenende in Darmstadt ausgerichtet wurde, steht nun das deutsche U23 Mixed Nationalteam fest. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Von Lars-Ole Müller / Foto: Martin Bornholdt

Darmstadt – Für das deutsche U23 Mixed-Nationalteam geht ein langer Weg zu Ende und dabei hat die eigentliche Reise noch gar nicht begonnen. Doch bevor die Nachwuchsauswahl nun Ende Juli bei der WFDF U23 Weltmeisterschaft im kanadischen Toronto für die Bundesrepublik antreten kann, musste sich zunächst eine Mannschaft und ein Trainerteam zusammenfinden. Lange hatte es nicht so ausgesehen, als ob dies gelingen könne. Doch nun steht der Kader vorläufig fest, nachdem am Anfang März das zweite offene Auswahltrainingslager in Darmstadt stattfand.

Eigentlich hätte genau das schon viel früher geschehen sollen. Ein Rückblick: Nachdem die deutschen Open- und Frauenteams bereits im letzten Herbst den vorläufigen Kader bekanntgegeben hatten, wollte die Mixed-Mannschaft eigentlich zügig nachziehen. Das Auswahltrainingslager war für den 17. und 18. November in Heidelberg geplant. Doch aufgrund von zu niedrigen Anmeldezahlen auf ffindr musste dieses entfallen. Nicht einmal 20 junge Spielerinnen und Spieler (um in diesem Jahr bei der WM für U23 startberechtigt zu sein, muss man im Jahr 1990 oder später geboren sein) hatten sich für diesen ersten Termin registriert, darunter viel zu wenige Frauen. Beim nächsten Versuch am 5./6. Januar in Darmstadt sah es kaum besser aus, diesmal wurde jedoch der Schritt zur Durchführung gewagt.

So versammelten sich an diesem Januarwochenende 13 Herren und sechs Frauen in Darmstadt, von diesen waren allerdings drei schon fest im U23 Damenteam eingeplant. Also immer noch viel zu wenig für ein wettkampffähiges Team. Und dann gleich die nächste schlechte Nachricht: Trainer Heiko Karpowski würde in Toronto und während der Vorbereitungsturniere aus privaten Gründen nicht zur Verfügung stehen können. Eigentlich keine guten Vorzeichen.  Doch die Angetretenen bewiesen Willen und Kampfgeist und machten sich neben dem Einstudieren der Taktiken mit großem Eifer an die Organisation. So wurden noch während des ersten Trainingslagers Martin Bornholdt (Endzonis Rostock) und Anne Tanner (Undercover Dresden) zu den Captains bestimmt und weitere Aufgaben, wie das Rekrutieren zusätzlicher Frauen, verteilt.

Plötzlich standen bei ffindr 35 Namen auf der Liste

Beim zweiten Trainingslager, welches zunächst am 16./17. Februar in Magdeburg stattfinden sollte, dann die Überraschung: Plötzlich standen bei ffindr 35 Namen auf der Liste, darunter 14 Frauen. Ein komplettes Team also, sogar mit leistungsbedingten Auswahlmöglichkeiten. Und zudem war auch endlich die Trainerfrage geklärt: Mit Allen Clement und Nathalie Guimard aus Heidelberg werden zwei erfahrene Größen in Toronto an der U23 Mixed-Sideline stehen.

„Wir sind sehr froh, endlich so ein kompetentes Trainerteam gefunden zu haben“, sagt Captain Martin Bornholdt. „Allerdings muss man insgesamt sagen, dass es das U23 Mixed Team nur gibt, weil sich einzelne aus dem Team intensiv darum bemüht haben.“ Mitten in der nun dennoch aufgekommenen Euphorie macht den Trainingswilligen dann das Wetter einen Strich durch die Rechnung. In Magdeburg liegen mehrere Zentimeter Schnee auf dem angemieteten Rasenplatz, der damit unbespielbar wird. Wieder muss ein Trainingslager kurzfristig abgesagt werden. Angst kommt auf, dass viele potenzielle Teammitglieder am Ausweichtermin zwei Wochen später in Darmstadt (besonderer Dank für die Organisation gilt Bernhard Maaß, ohne den es das Trainingslager nicht gegeben hätte) nun doch nicht kommen werden. Doch diese ist unbegründet.

Strahlend scheint die Sonne über dem Trainingsgelände des SV Blau-Gelb Darmstadt (siehe Bewiesfoto) und nun scheinbar endlich auch über dem deutschen U23 Mixed Nationalteam. Über 35 junge Menschen haben den Weg hierher gefunden, aus allen Teilen der Bundesrepublik sind sie angereist. Vom relativen Anfänger bis zum gestanden Nationalspieler ist es eine bunte Mischung. Die Trainer beginnen mit den ersten Übungen, den ganzen Tag über wird hart gearbeitet. Vormittags an der Defence, nachmittags am Angriffspiel, während der Mittagspause am Taktikverständnis. Die Coaches bescheinigen den Teilnehmern am Ende des Tages bereits eine Leistungsentwicklung, als hätten die jungen Mixer nur darauf gewartet, dass es nun endlich richtig losgeht.

U23-Gesamtkoordinator und Teammitglied Christian Hedenius (Schleudertrauma Magdeburg) zeigt sich zufrieden mit der geleisteten Arbeit: „Das Trainingslager war ein Riesenfortschritt für die U23-Mixer. Schließlich ist jetzt klar, dass wir nach Toronto fahren werden. Ich war mehr als glücklich, als wir Allan und Nat nach dem Winterflug an Board hatten und das Trainingslager hat diesen Eindruck nur verstärkt. Die beiden haben so viel Energie auf dem Tryout-Camp versprüht. Hinter jeder Übung hat ein System gesteckt. Ich freue mich schon sehr daruf, in der Vorbereitung weiter mit ihnen zu arbeiten und von ihnen zu lernen.“

Trainingslager in Darmstadt ein voller Erfolg

Hedenius ist sehr glücklich darüber, dass es geschafft wurde, drei Teams (Open, Damen, Mixed) für Kanada auf die Beine zu stellen. Und das trotz der immensen Kosten von ca. 2500 Euro, die nun auf die größtenteils studentischen Spielerinnen und Spieler zukommen werden. Doch er merkt etwas kritisch an: „In Zukunft würde ich mir wünschen, dass die U23 sich mehr etablieren kann und so Chancen für eine größere Anzahl an Spielern besteht, internationale Erfahrung zu sammeln und in die A-Nationalteams vorzustoßen. Es würde mich freuen, wenn es diesmal für die U23 heißt: Nach der WM, ist vor der EM.“

Für die U23 Mixed Mannschaft beginnt die eigentliche Arbeit erst jetzt, nachdem der Kader nun (so gut wie) feststeht. Trainingspläne müssen absolviert, Flüge gebucht werden und die Mannschaft muss sich finden. Dazu sind weitere Trainingslager und die Teilnahme am TeKielas Mixed Cup sowie am Windmill Windup in Amsterdam geplant. Hinzu kommt ggf. ein weiteres Vorbereitungsturnier. Doch nachdem der Kader und das Ziel, die WM in Toronto, nun endlich klar vor Augen steht, dürfte dies das geringste Problem sein.

Auch Captain Martin Bornholdt ist da optimistisch: „Die Trainer haben auf ganzer Linie überzeugt, alle Spieler waren heiß und haben uns gezeigt, dass sie definitiv ins Team wollen. Das machte uns die Entscheidung zur Kaderauswahl natürlich nicht leichter. Im Nachhinein muss man aber sagen, dass das Trainingslager ein voller Erfolg und das Finden eines U23 Mixed-Teams ein schönes Unterfangen war.“

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