Neue Masterarbeiten zur Sportspiel-Vermittlung
Neu auf der Literaturseite des Homepage-Bereichs Ausbildung: Zwei Masterarbeiten aus Mainz und aus Köln zu verschiedenen Vermittlungsmethoden für das Sportspiel Ultimate
Im Jahr 2019 sind dem DFV zwei Masterarbeiten zugetragen worden, die sich mit der Sportspiel-Vermittlung am Beispiel von Ultimate Frisbee beschäftigen. Beide sind nun auf der Literaturseite des Homepage-Bereichs Ausbildung hinterlegt, sowie neu auch die Bachelorarbeit des Autors Willi Linke zum Einfluss von Fairplay-Sportarten auf den Alltag von Schülerinnen und Schülern aus dem Jahr 2015.
- Die neueste Masterarbeit stammt von Marco Mattes und Moritz Schwerbel aus Mainz und heißt: „Der Einfluss des Vermittlungskonzeptes „Teaching Games for Understanding“ (TGfU) im Sportunterricht auf die sportartspezifische Technik, Taktik sowie Einstellung zum Sport in der Sportart Ultimate Frisbee“.
- Die andere stammt von Willi Linke aus Köln und heißt „Vermittlungskonzepte im Schulsport. Die Eignung verschiedener Vermittlungskonzepte für Ultimate Frisbee in der Schule“.
Mattes und Schwerbel behandeln in ihrer Masterarbeit verschiedene Konzepte zur Sportspielvermittlung vor dem Hintergrund, dass infolge der Komplexität von Ultimate Schülerinnen und Schüler innerhalb kürzester Zeit situationsadäquate Handlungsabläufe abgefordert werden. In diesem Kontext wird die Wirksamkeit des Vermittlungskonzepts Teaching Games for Understanding (TGfU) auf die sportartspezifische Technik und Taktik im Ultimate Frisbee geprüft.
Insgesamt 41 Probanden zweier 8. Klassen (eine Skill- & eine TGfU-Gruppe) eines Gymnasiums erhielten im Pre-/ Posttest-Design eine 6 Einheiten lange Intervention zur Einführung in das Sportspiel. Zur Überprüfung des Lernfortschritts hinsichtlich der Techniken (Werfen, Passen & Fangen) wurden isolierte motorische Tests durchgeführt; die Spielfähigkeit wurde mittels Spielbeobachtung (GPAI) bewertet. Resümierend können im Bereich der isolierten Technikkompetenzen keine Unterschiede zwischen den Konzepten festgestellt werden. Hinsichtlich der Verbesserung der Spielfähigkeit dagegen erweist sich TGfU erwartungskonform als effektiver.
Die Resultate der Techniktests zeigen signifikante Verbesserungen beider Gruppen sämtlicher Techniken über die Zeit. Interaktionseffekte beider Gruppen über die Zeit liegen nicht vor. Im Spiel sind Interaktionseffekte zwischen Zeit und Gruppe zugunsten der TGfU-Gruppe in den Bereichen decision making, skill execution, performance zu konstatieren. Im guarding/marking lässt sich ein signifikanter Unterschied zugunsten der Skill-Gruppe messen. Im supporting und game involvement zeigen beide Gruppen nur Verbesserungen über die Zeit.
Willi Linke befasst sich in seiner Masterarbeit ebenfalls mit verschiedenen Vermittlungskonzepten, so dem Genetischen Lernen, der Integrativen Sportspielvermittlung, dem Spielgemäßen Konzept, sowie den Konzepten Teaching Games for Understanding (TGfU) sowie Technical Awareness Approach (TAA). Keines der analysierten Konzepte erweist sich als ungeeignet für die Vermittlung der Sportart Ultimate Frisbee. Alle erhalten im Bewertungsrahmen mindestens 80% der maximalen Punktzahl.
Nach der vorgenommenen Bewertung eignet sich TAA für die Vermittlung der Sportart Ultimate jedoch am besten, zum einen da in der Bewertung ein starker Fokus auf die spielerische Vermittlung der Sportart gelegt wurde, zum anderen da die Lehre der technischen Grundfertigkeiten ein entscheidendes Kriterium für das Erlernen der spezifischen Spielfähigkeit für Ultimate Frisbee ist. Der Raum für Übungsformen, den das TAA ermöglicht, begründet die hohe Bewertung in dieser Hinsicht. Innerhalb des TGfU ist dieser nicht gegeben. Daher hat das sonst sehr ähnliche TGfU weniger Punkte erreicht. Für Sportlehrerinnen und Sportlehrer, die sich unsicher sind, welches Konzept sich für die Vermittlung von Ultimate Frisbee eignet, kann diese Arbeit daher einen Ausschlag geben.
Einfluss von Fairplay-Sportarten auf den Alltag
In seiner Bachelorarbeit behandelt Willi Linke den „Einfluss von Fairplay-Sportarten im Sportunterricht an Schulen auf das Verhalten der Schülerinnen und Schüler (SuS) im Alltag“. In der Studie zeigt sich, dass es einen Zusammenhang zwischen Fairplay-Vermittlung und Verhalten im Alltag gibt. Dies ist eine erfreuliche Erkenntnis und bietet die Möglichkeit, Fairplay-Sportarten in den Unterrichtskanon der Lehrpläne aufzunehmen.
Das Sozialverhalten, welches in der heutigen Gesellschaft teilweise immer schwieriger zu beeinflussen ist, ist eine Tugend, die Kinder lernen müssen. Der Sportunterricht bietet hier eine einmalige Chance, spielt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von sozialem Verhalten und trägt zu der Erziehung von SuS maßgeblich bei. Diese Verantwortung, die dem Sportunterricht damit zukommt, ist nicht zu unterschätzen und birgt auch einige Gefahren. Denn wie Pilz und Lenk herausfanden, gibt es bei Vereinssportlern die Tendenz, unfair zu spielen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Sollte von SuS eine Verbindung von erfolgreichem Spielen und guten Noten hergestellt werden, so könnte sich diese Tendenz auch im Sportunterricht abzeichnen. Einer solchen Entwicklung muss frühzeitig entgegengewirkt werden, wenn der These von Willke, dass die Fairness ein Ablaufdatum in unserer Gesellschaft hat, widersprochen werden soll.
Abschließend heißt es in der Arbeit: Aber nicht nur der Sportunterricht steht hier in der Verantwortung, auch der Profi- und Vereinssport muss der gegenwärtigen Entwicklung zu mehr Erfolgen und Geld entgegenwirken und die Tugend Fairplay wieder in das Zentrum rücken, wenn langfristig betrachtet Fairplay nicht nur eine Angelegenheit von Randsportarten bleiben soll, sondern im gesellschaftlichen Miteinander Anwendung findet.