70 Jahre Sportflugscheiben aus Plastik

1948 entstand die erste Sportflugscheibe im Plastikguss-Verfahren. 70 Jahre später ist der Sport weltweit in mehr als 75 Nationen organisiert und der Weltverband WFDF anerkannt vom IOC

1948 entstand die erste aus Plastik gegossene, flugfähige Scheibe, entwickelt von Walter Fred Morrison, einem ehemaligen US Luftwaffen-Piloten. Er hatte zusammen mit seinem Financier Warren Francioni  zur Vermarktung das Unternehmen „Partners in Plastic“ (PIPCo) gegründet. Trotz Verträgen mit Woolworth und Disneyland lief der Abverkauf der „Flying Saucers“ schlecht. Die Verpackung war kein Hingucker und schon der Rückhandwurf war kaum jemandem bekannt. Die Partner trennten sich 1950 freundschaftlich.

1953 oder 1955 entwickelte Morrison den Prototypen aller darauf folgenden, erfolg­reichen Frisbeescheiben. Der „Pluto Platter“, benannt nach dem damals jüngst entdeckten Planeten, sollte wie ein Raumschiff aussehen. Die entscheidende Neuerung war der charakteristisch abfallende äußere Rand der Scheibe durch einen Knick im Innenbereich, der bis heute „Morrison Slope“ genannt wird.

Am 23. Januar 1957 wurde der Vertrag für die Erfolgsgeschichte der Frisbeescheiben unterzeichnet. Morrison und seine Frau trafen dazu die Vereinbarung mit dem Spielzeugunternehmen Wham-O. Die Devise der Geschäftsführer Arthur „Spud“ Melin und Richard Knerr lautete: „Das einzige bewegliche Teil daran bist du.“ Unter diesem Motto vertrieben sie den Hula-Hoop-Reifen, den Hacky Sack und viele weitere Produkte. Im selben Jahr entstand auch bereits eines der ersten Frisbeeturniere, das bis heute durchgeführte International Frisbee Tournament IFT in Calumet, Michigan, auf dem vor allem Guts gespielt wurde, das als erster überlieferter Teamsport mit Frisbeescheiben gilt.

Wham-O-Entwickler „Steady“ Ed Headrick verbesserte die Flugeigenschaften der Scheiben, indem er auf der Außenseite mehrere konzentrische Ringe für bessere Flugstabilität und höhere Geschwindigkeit hinzufügte. 1964 kam ein „Pro-Model“ auf den Markt. 1968 wurde der Teamsport Ultimate Frisbee am Amherst College erfunden und an der Columbia High School in Maplewood, New Jersey, weiterentwickelt. Spätestens da erkannte Wham-O das immense Potenzial des Spielzeugs als Sportgerät.

1974 wurde auf Betreiben von Wham-O im Rose Bowl-Stadion in Pasadena die erste internationale Frisbee-Weltmeisterschaft ausgetragen. Fast 25.000 Zuschauer sahen den rund 100 Teilnehmenden zu. Im Jahr 1975 begann die US-Frisbeesport-Ikone Daniel „Stork“ Roddick (Foto) für Wham-O zu arbeiten. Ed Headrick entwickelte 1976 den Individualsport Discgolf und gründete später die „Professional Disc Golf Association“ (PDGA). Daniel Roddick übernahm bei Wham-O die „International Frisbee Association“.

Bezüglich der Wurftechnik wurde in den ersten zwanzig Jahren fast nur Rückhand geworfen sowie auf der Vorhandseite Würfe mit dem Handrücken über der Scheibe. Der Vorhandwurf mit zwei Fingern am Innenrand wurde zwar bereits Anfang der 1960er-Jahre entwickelt, jedoch popularisiert erst in den frühen 1970-er Jahren vor allem durch Victor Malafronte. Er führte zusammen mit John Kirkland Mitte der 1970-er Jahre innerhalb von sechs Monaten begeisternde Frisbee-Shows in 180 Städten auf, jeweils 24 Minuten lang im Rahmen der Harlem Globetrotters-Tour.

1978 eröffnete die „Frisbee Hall of Fame“ in Houghton, Michigan; ein Jahr später formierte sich zur Unterstützung des Sports die „Ultimate Players Association“. Die heutigen Nachfolgeverbände sind der Flugscheiben-Weltverband WFDF, seit 2015 dauerhaft anerkannt vom IOC, mit inzwischen mehr als 75 Nationenverbänden als Mitglieder, sowie der sportlich nach wie vor tonangebende Verband USA Ultimate.

Der Deutsche Frisbeesport-Verband e.V. wurde 1990 gegründet. Bereits zuvor, ab 1981 werden jährlich Deutsche Meister im Ultimate und seit 1986 auch im Discgolf ermittelt. Seit 1991 ist Ultimate zusätzlich offizielle Wettkampfdisziplin des Allgemeinen Deutschen Hochschul­sportverbandes (adh). Erst in jüngster Zeit hat das DFV-Partnerunternehmen New Games Frisbeesport Plastikflugscheiben ohne einen Tropfen Erdöl entwickelt (100 % Organic).

1989 war Ultimate Einladungssportart bei der 3. Ausgabe der World Games in Karlsruhe, seit 2011 ist Ultimate alle vier Jahre Medaillendisziplin bei den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten. Damit ist Ultimate zugleich Perspektiv-Disziplin für die olympischen Sommerspiele 2024 in Paris und 2028 in Los Angeles.

Zur Entwicklung des Verkaufserfolgs durch Wham-O siehe https://www.frisbeesportverband.de/index.php/throwback-thursday-zum-zweiten-e-in-frisbee/.

Zur Entwicklung des Vorhandwurfs siehe https://www.frisbeesportverband.de/index.php/Der-Vater-der-Vorhand/.

Zur Aktuellen Entwicklung im WFDF siehe https://www.frisbeesportverband.de/index.php/erfolgreiche-wfdf-jahresversammlung/.

 

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