Throwback Thursday: Zur Bezeichnung Flying Disc
Immer donnerstags werden unregelmäßig ältere Beiträge nochmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier folgt Teil 3 von 3 einer Rückschau in die Geschichte der Flugscheiben, die genau vor zehn Jahren entstand.
Am 14. Januar 2008 ist Richard Knerr, Mitbegründer der Spielzeugfirma Wham-O, 82-jährig gestorben. Der Erfinder der ersten Plastikscheibe, Walter Frederick Morrison, starb am 9. Februar 2010, nur wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag. 1957, an seinem 37. Geburtstag unterzeichnete er mit seiner Frau Lu bei Wham-O den Vertrag über die Rechte an der Flugscheibe gegen vierteljährliche Vergütungsschecks. Teil 3 der Serie befasst sich mit der Entwicklung des Frisbeesports seit dem Beginn von Wham-Os Massenvermarktung. Bild aus: „Flat Flip Flies straight – True Origins of the Frisbee“, Fred Morrison und Phil Kennedy, USA 2005.
Die Gründer und früheren Geschäftsführer von Wham-O, Arthur „Spud“ Melin und der vor zehn Jahren verstorbene Rich Knerr waren Schulfreunde und blieben Freunde ihr Leben lang. „Wenn Spud und ich sagen müssten, was wir beigesteuert haben, dann war es Spaß.“, äußerte Knerr 1994 gegenüber der Times. „Unser Geschäft ist Spaß“ war die Devise der findigen Spielzeugproduzenten; ihre Devise: „Das einzige bewegliche Teil daran bist du“. Dieses Motto traf für die meisten ihrer Produkte zu, vom Hula-Hoop-Reifen über die Frisbeescheibe und den Hacky Sack bis zu den weitgehend nur in den USA bekannten Verkaufsschlagern „Superball“, „Silly String“, „Slip’n’Slide“ u.v.m. Sie begannen ihre Karriere mit der erstmaligen Serienproduktion von Steinschleudern (der Firmenname beschreibt das dabei erzeugte Geräusch). Arthur Melin starb 2002 im Alter von 77 Jahren.
US-Frisbeesport-Ikone Daniel „Stork“ Roddick begann 1975 für Wham-O zu arbeiten. „Ich hab den Weihnachtsmann getroffen“, versuchte er Freunden die Faszination von Rich Knerr zu beschreiben: ein laut lachender, Augen zwinkernder Mann, von Spielzeugen umgeben. Auch Fred Morrison hält die Erinnerung an die Wham-O-Geschäftsführer hoch:
„Erstaunlich ist, sie hätten mich nicht gebraucht. Sie hätten ihr eigenes Modell formen können, es gab ja noch kein Patent, nichts. Das spricht für den Charakter der Leute.“
(zitiert nach St. Petersburg Times, Tampa Bay, 6. Mai 2007, s. www.sptimes.com/2007/05/06/news_pf/Floridian/Fame_and_fortune_from.shtml). Morrison ist als Erfinder der Plastik-Flugscheibe durch die Tantiemen-Vereinbarung Millionär geworden.
Wham-O beförderte den Sportgedanken. Die Los Angeles Times zitiert Arthur Melin, der 1998 gegenüber den Pasadena Star-News sagte: „Wir wollten es nicht als Spielzeug benutzt wissen. Wir wollten, dass es ein Sport ist.“ (s. Artikel in www.latimes.com/news/obituaries/). Durch die Verbesserungen des Wham-O-Entwicklers „Steady“ Ed Headrick (konzentrische Ringe für bessere Flugstabilität und höhere Geschwindigkeit) kam 1964 ein „Pro-Model“ auf den Markt. Ed Headrick entwickelte 1976 den Individualsport Discgolf und gründete später die „Professional Disc Golf Association“ (PDGA). Daniel Roddick übernahm bei Wham-O die „International Frisbee Association“.
1968 wurde der Sport Ultimate Frisbee am Amherst College erfunden und an der Columbia High School in Maplewood, New Jersey, weiterentwickelt (s. „Ultimate – the first four decades“ von Tony Leonardo und Adam Zagoria, Los Altos, USA, 2005, S. 3-6). 1974 wurde auf Betreiben von Wham-O im Rose Bowl-Stadion die erste internationale Frisbee-Weltmeisterschaft ausgetragen. Fast 25.000 Zuschauer sahen den rund 100 Teilnehmern zu. 1978 eröffnete die „Frisbee Hall of Fame“ in Houghton, Michigan; ein Jahr später formierte sich zur Unterstützung des Sports die „Ultimate Players Association“.
Dennoch verfolgte das Unternehmen, das mit bis zu 1.000 Beschäftigten einen 8-Gebäude-Komplex in San Gabriel, California, belegte, natürlich geschäftliche Interessen. Es verbot anderen Herstellern unter juristischer Berufung auf das eingetragene Warenzeichen den Begriff „Frisbee“ zu verwenden. Mittlerweile sagt Roddick, die offizielle Sportbezeichnung „Flying Disc“ sei gut dazu geeignet, den Sport vom Spielzeug zu unterscheiden.
Zusatz 2018: Nach Auskunft des Marken- und Patentamtes Jena ist ein markenrechtlicher Schutz des Begriffs „Frisbee“ in Deutschland nicht möglich, da er im Duden steht und damit dem allgemeinen Sprachgebrauch zugehört.
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