Erfahrungen mit Frisbeesport in Kleingruppen

Zwischenbilanz des Deutschen Frisbeesport-Verbands zur „Rückkehr in den Sport“ infolge von Rückmeldungen aus dem bundesweit vereinzelt wieder aufgenommenen Trainingsbetrieb

Die unterschiedlichen Regelungen, die in den deutschen Bundesländern infolge der Corona-Schutzverordnungen gelten, führen zu höchst unterschiedlichen Bedingungen eines eingeschränkten Trainingsbetriebs (Ultimate Frisbee, Freestyle Frisbee) und Spielbetriebs (Disc Golf). Wie schon mehrfach betont, stellen die Empfehlungen des DFV sowie der anderen Spitzensportverbände und des DOSB mit seinen zehn Leitplanken lediglich Empfehlungen dar.

  • Die jeweils geltenden Regeln geben hingegen die Bundesländer vor.
  • Jedes lokale Angebot eines Vereins ist mit einem eigenen Schutz- und Hygienekonzept zu hinterlegen.
  • Dieses muss dann jeweils vom zuständigen Verein oder der Kommune, dem oder der das Sportgelände gehört, freigegeben werden.
  • Zu beachten ist auch, dass es sich dabei stets um Übergangsregeln handelt. So ist in NRW schon ab dem 30. Mai 2020 wieder Vollkontaktsport und auch Wettkampfsport im Amateur- und im Jugendbereich vorgesehen. Viele Vereine tun sich sehr schwer mit der Vorstellung, bereits in wenigen Tagen ein solches Angebot zu verantworten, als sei die Pandemie dann plötzlich vorüber.

Welche Spielgruppen sind im Disc Golf erlaubt?

Im Disc Golf ist es in Deutschland bislang leider nur selten üblich ein Vereinstraining durchzuführen. Falls dies angeboten werden soll, ist dafür ein Hygieneschutzkonzept zu erstellen und einzuhalten, so sind dabei u.a. auch Nachweise über die Teilnehmenden zu führen. Daneben gilt: Je nach Bundesland ist es möglich in Gruppen von zwei Personen oder auch zu mehreren spielen zu gehen. ACHTUNG: Hier wiedersprechen sich teilweise die Bundesregelung zum erlaubten Ausgang von Personen zweier Haushalte bis zum 5. Juni und einzelne Landesregelungen!

Turniere können gemäß 3-Stufen-Plan (siehe unten) bereits ab Stufe 2 regional wieder ausgetragen werden. Dies ist ebenso pro Bundesland zu prüfen! Siehe hierzu die aktuellen Informationen zum Spielbetrieb auf www.discgolf.de. Selbstverständlich müssen bei jeder Aktivität jeweils die allgemein bekannten Hygiene- und Kontaktschutzregeln eingehalten werden (rund 2 m Abstand einhalten, Körperkontakt vermeiden, in die Ellenbeuge niesen und husten, Hände vorher und nachher gründlich waschen, sowie am besten Mundschutz und Desinfektionsmittel vorhalten). Weiterhin ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme, sich selber möglichst nicht ins Gesicht zu fassen.

Darüber hinaus gelten im Disc Golf einige weitere Empfehlungen, die in der aktualisierten Fassung der DFV-Übergangsregeln für die Rückkehr in den Sport auf Seite 3 festgehalten sind. Unter anderem heißt es darin, dass grundsätzlich nur die eigenen Scheiben genutzt und berührt werden, und dass fremde Scheiben, Körbe, sowie Scorekarten der Mitspieler u.s.w. möglichst nicht berührt werden sollen. So ist nach einem Putt eine Scheibe grundsätzlich immer erst herauszuholen, bevor ein nächster Putt erfolgt.

Wie hoch ist eine Ansteckungsgefahr über Scheibenkontakt?

Zum Thema „Kontaktübertragung“ (der Begriff „Schmierinfektion“ wird nicht mehr verwendet) hat der Virologe Christian Drosten im transkribierten NDR-Podcast vom 27.2.2020 auf S. 284 erklärt, dass diese noch nicht eingehend erforscht ist. Seine Einschätzung lautet, dass eine solche Übertragung „weniger effizient ist als die Übertragung über diese grobtropfige Erosion“ (nach Niesen oder Husten). Weiter heißt es:

„Man kann sich aber trotzdem vorstellen, dass das vielleicht so ein, zwei, drei Stunden auf so einer Oberfläche infektiös bleiben kann, wenn es nicht gleich total eintrocknet.“ (…) „Aber es ist ziemlich überflüssig, da jetzt Zahlen zu nennen. Es gibt natürlich Labortests — jetzt nicht für das neue Virus, aber für das alte SARS-Virus und auch für andere Erkältungsviren. Und diese Studien widersprechen sich zum Teil.“ 

Demnach gilt offenbar: Je wärmer es ist, desto weniger lang ist ein auf eine Scheibe geratenes Virus überlebensfähig. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der Deutsche Handball-Bund in seinem Konzept der Übergangsregeln auf S. 10, unter Bezug auf den DOSB-Experten Prof. Dr. med. Bernd Wolfarth.

„Werden alle Regelungen (vor allem die Abstandsregelung) eingehalten, dann scheint das Risiko einer Infektion durch Ballberührung, laut Einschätzung der Experten, gering. Pass- und auch Wurfübungen können demnach durchgeführt werden (Information DOSB – Prof. Dr. med. Bernd Wolfarth).“

Ähnliches schließt der Deutsche Volleyball-Verband in seinem Übergangskonzept auf S. 1: „Nach Rücksprache mit der medizinischen Kommission des DOSB scheint das Risiko der Ballberührung, laut Einschätzung der Experten, gering. Der Ball sollte häufig gereinigt werden und ggfs. sollte pro Person ein eigener Ball verwendet werden.“

Was bedeutet das für Mannschaftstraining im Ultimate?

Für den Deutschen Handball-Bund gilt daher in Bezug auf Mannschaftstraining, im Konzept auf S. 15:

„Passübungen sind erlaubt; dabei bleiben die jeweiligen Zusammensetzungen von Partner*innen stets bestehen. – Bei Übungen mit Ball und Partner ist die Balloberfläche vor, während und nach dem Training regelmäßig zu desinfizieren – Bälle erhalten eine entsprechende Markierung, sodass eine Zuordnung möglich ist.“

Dem schließt sich auch der Deutsche Basketball-Bund in seinem Konzept auf S. 4 zu „Training in Kleingruppen“ an, worin er vorsieht: „Dauerhaft selbe*r Passpartner*in bei Übungen“. Entsprechend erscheint auch für Ultimate-Training empfehlenswert, pro Kleingruppentraining dauerhaft dieselben Passpartner*innen einzuteilen. Bei einem Angebot von Fünfergruppen (plus Trainer*in) können entsprechend drei feststehende Wurfpaare für das gesamte Training gebildet werden. Falls dann doch ein Wechsel des Wurfpaares erfolgt, wird empfohlen dann auch eine neue Scheibe zu nehmen. Sofern keine „unkontaminierten“ Scheiben mehr zur Verfügung stehen, können zwischendurch welche desinfiziert werden.

Tipps für die Praxis

Allgemeine Überlegungen

  • Alle Empfehlungen gelten zurzeit für einen Trainings- und Spielbetrieb nur im Freien.
  • Ein Hallentraining ist aus DFV-Sicht derzeit nicht zu empfehlen, aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr durch Aerosole (siehe dazu diesen Beitrag in der Süddeutschen Zeitung).
  • Für ein Training mit mehr als zwei Personen ist es für Besprechungen aus DFV-Sicht ratsam feste Aufstellungsformen zu etablieren. Diese können zur besseren Orientierung mit Pylonen bereits im Vorfeld durch Trainerin oder Trainer aufgebaut werden.
  • Weiter ist bei allen Übungsformen zu überlegen, wo sich die wartenden Personen aufhalten, um in diesen Zonen ebenso die Abstandspflicht einzuhalten.
  • Für Übungen mit körperlicher Belastung empfiehlt der DFV mindestens 4 m Abstand zwischen allen Wartenden.

Was tun bei einer Verletzung?

Sobald eine Verletzung geschieht, müssen Masken sofort verfügbar sein, denn dann ist beim Leisten der Ersten Hilfe die Abstandsregelung nicht mehr einzuhalten. Dazu muss entweder die Maske am Körper mitgeführt werden (im Erwachsenen-Bereich), oder jede Übungsleitung muss drei Masken sowie Desinfektionsmittel griffbereit haben, sodass die verletzte Person, die ersthelfende sowie ggf. eine zweithelfende Person unmittelbar eine Maske zur Hand haben und diese auch sofort aufsetzen, bevor zur Behandlung der Verletzung die Abstandsregelung unterschritten wird.

Mögliche Übungsformen für alle Frisbeesport-Disziplinen:

  • Warmlaufen, Ausdauerläufe, mit Einhalten von Abstandsregeln (5 bis 10 m Distanz)
  • Mobilisieren und Dehnen im großen Kreis
  • Stabilisation und Kraft (Rumpfmuskulatur) mit Klassikern wie Sit-Ups, Varianten von Liegestütz und Planke (Unterarmstand), Vierfüßlerstand, Schulterbrücke, auf dem Bauch liegend Arme und Beine heben
  • Koordination alleine mit der Scheibe, mit Übungsreihen zu Handbalance, Würfen um die Durchmesser-Achse, Twirling, Würfen und Fängen am Körper (inkl. Trick Throws and Catches), selbst gefangene Rückhände und Vorhände (Verbesserung der Rotation)
  • Einzeldisziplinen wie Discathon und selbst gefangene Würfe ausüben
  • Paarweises Werfen in ausführlichen Routinen, Basiswürfe gerade, gebogen, auf verschiedene Distanzen, bei verschiedenen Abwurfhöhen (z.B. gemäß Zahlen eines senkrechten Ziffernblatts) und Ausfallschritten (z.B. Vor- und Rückhand gemäß Himmelsrichtungen auf einem waagerechten Kompass), Wurfvarianten (Überkopf, Daumenwürfe, etc.), z.T. dieselben Routinen für Würfe mit der „schwachen“ Hand.
  • Speed Flow-Wettbewerb (in einer Minute Zeit alle Fänge auf 10 Meter Distanz werten, jeder einfache Fang gibt 1 Punkt, jeder Trick Fang 2 Punkte) – Alternativ als Westerfield Challenge: jede neue Wurf-Variante gibt einen Punkt und jede neue Fangvariante gibt einen Punkt)

Mögliche Spielweisen im Disc Golf, um Trainingsrunden zu zweit abwechslungsreicher zu gestalten:

Abwurf
  • Personal Training: Nach Absprache kann sich zu zweit zu einem Training abgesprochen werden
  • Putter-Runde, Vorhand-Runde, nur zwei oder nur drei Scheiben-Runde
  • Vorgabe von Würfen für beide Partner pro Abwurf oder Bahn (Rückhand, Vorhand, Hyzer, Anhyzer, Tomahawk, Scoober, Grenade, schwache Hand, etc.),
  • „schlechterer Wurf zählt“ (jeweils zwei Würfe von jeder Position aus spielen – um die Bahn zu beenden, müssen beide Putts treffen)
  • „besserer Wurf zählt“ (jeweils zwei Würfe von jeder Position aus spielen, ein Putt genügt)
  • Putting-Wettbewerb (gleiche Anzahl Putter für jede Person nötig), bei unterschiedlich möglichen Punkteverteilungen, z.B. ein getroffener Putt zählt 3 Punkte, eine Kettenberührung 1 Punkt, Korb- oder oberer Rahmen-Berührung ggf. minus 1 Punkt
  • Tic Tac Toe auf freiem Feld, mit insgesamt zwölf Hütchen ein großes Rechteck mit acht offenen Rechtecken drum herum bilden, im Abstand von ca. 30 bis 50 Meter. Es wird abwechselnd geworfen. Wer mit den eigenen Würfen zuerst eine Reihe belegen kann, gewinnt.

Mögliche Trainingsformen im Ultimate, unter der Vorgabe gleichbleibender Wurfpartner*innen:

  • Koordination Fußarbeit (Agility Ladder, Laufübungen im Quadrat, ca. 6×6 m, noch ohne Scheibe)
  • Metabolic Running (Sets von Laufübungen mit kurzen Pausen)
  • Raumdurchquerungen (unter Vorgabe einer Anzahl Würfe, auf Fehlerminimierung achten)
  • Hollywood Squares mit Scheibe (und gleichbleibenden Wurfpartner*innen)
  • Paarweise Staffelläufe mit Scheibe, z.B. Person 1 läuft über 1. Linie (5 m), fängt, wirft zurück, läuft zurück zu Grundlinie, und wieder los bis über 2. Linie (10 m), fängt, wirft zurück. Person 2 legt Scheibe auf den Boden. Erst wenn Person 1 die Scheibe aufnimmt und „Go!“ ruft, läuft Person 2 los. Am Ende legt Person 1 die Scheibe ab. Person 2 sprintet zurück, nimmt sie auf und ruft „Stop!“ oder „Fertig!“
  • Paarweise Drills in den Lauf mit bleibendem*r Werfer*in (z.B. 5 Hütchen wie die 5 auf einem Würfel anordnen mit je ca. 6 m Abstand, Cuts mit festen Vorgaben und auf Zuruf, z.B. links-rechts-Cuts je mit Fang und Rückwurf an beiden Zielhütchen mit ca. 10-12 m Abstand)
  • Paarweise Drills in den Laufs mit wechselnden Werfer*innen (z.B. Schlangenlinienlauf durch mehrere Hütchen inkl. Cut nach links oder nach rechts, dabei auf Blickkontakt achten und Zielzonen zum Fangen definieren)
  • Paarweise Übungen zu Funktionen und Positionen in der Offense: 1 Haupt-Handler*in und 1 eröffnende*r Cutter*in (Defense gibt es nur in der Vorstellung, davor oder dahinter): Angebot, Dump-Pass, Reset („Positionstreue“ während eines Durchgangs, danach je Positions-Wechsel)

Mögliche Trainingsformen im Freestyle Frisbee:

Der Kreativität sind hier fast keine Grenzen gesetzt. Lediglich auf das Jammen in Gruppen von mehr als zwei Personen soll weiterhin verzichtet werden. Stattdessen gilt ebenso die Regel, paarweise möglichst eine Scheibe zu nutzen und bei Wechsel eines Wurfpaares auch eine neue Scheibe zu nutzen oder die vorige zwischendurch zu desinfizieren. Weiterhin ist auf Combos mit engem Körperkontakt (Übergabe der rotierenden Scheibe auf kurze Distanz) zunächst zu verzichten.

Hier nochmals die Konzepte, wie im Ultimate, im Disc Golf und im Freestyle ein sportartspezifisches Training unter strenger Einhaltung des jeweils vorgegebenen Rahmens umgesetzt werden kann. Hinweise: Das Konzept der DGA wurde am 20.05.2020 in wenigen Details aktualisiert, diejenigen der UA und der FA wurden am 27.05.2020 in Hinblick auf den Passus zu Risikogruppen unter Stufe 1, Punkt 9 aktualisiert.

Übergangs-Regeln des DFV für die Rückkehr in den Sport, für die Sportarten Ultimate und Beach Ultimate, sportartspezifisch und angelehnt an die DOSB-Leitplanken

Übergangs-Regeln des DFV für die Rückkehr in den Sport, für die Sportart Disc Golf, sportartspezifisch und angelehnt an die DOSB-Leitplanken

Übergangs-Regeln des DFV für die Rückkehr in den Sport, für die Sportart Freestyle Frisbee, sportartspezifisch und angelehnt an die DOSB-Leitplanken