Letzter Stopp vor US Open und Kopenhagen
5. Trainingslager des Open Ultimate Nationalteams – „Inside Rakete“ kooperiert mit Sportpsychologen. Von Jan Schmidt
Am verlängerten Wochenende Anfang Juni stand das fünfte und somit letzte Trainingslager für die Deutsche Open Nationalmannschaft vor den Saisonhöhepunkten bei den US Open und bei der EM in Kopenhagen an. Das Trainingslager fand wieder auf dem Gelände des DFV-Leistungszentrums der TU-Darmstadt statt, das für das Team im Laufe der Saison schon fast zur zweiten Heimat geworden ist (alle Fotos: Brucklacher).
Dieses Trainingslager vor der Wettkampfphase ging erstmalig über vier Tage. Daher war vor allem eine ausgewogene Belastungssteuerung in den Trainingseinheiten wichtig. Erstmalig war auch die Physiotherapeutin des Teams, Anna Slowik, mit auf einem Trainingslager dabei, die bereits bei der vergangenen EM und WM das Team betreut hatte.
Der Lehrgang begann am Donnerstagmorgen mit dem Wettkampf-orientierten Warm-up Programm. Alle Spieler waren höchst motiviert und konnten das Warm-up, das schon beim verganenen Trainingslager im Mai einstudiert wurde, Übung für Übung abspulen. Eine Sache war jedoch anders als sonst: Der Mann, der das Warm-up ausgearbeitet hatte und das Team normalerweise durch das Programm führte, fehlte. Die Rede ist von Christoph Köble. Er absolviert momentan ein Praktikum bei Mike Boyle Strength & Conditioning in Boston und wird bis Mitte Oktober die USA Ultimate Saison mit Boston Ironside spielen, einem der besten Teams der Welt.
In taktischer Hinsicht wurden zunächst die Inhalte der Trainingslager eins bis vier wiederholt und verinnerlicht. Auf dem Programm standen darüber hinaus vertiefend unter anderem der Übergang von Set Plays zur Standard-Offense bzw. Redzone-Offense, Fastbreak-Situationen und Umschaltspiel, und Transition von Raum- zu Mannverteidigung.
In personeller Hinsicht wurden zum einen die Positionen in der Offense-Line bzw. Defense-Line weiter herausgearbeitet, zum anderen aber auch Line-Switches trainiert, d.h. ein Wechsel von Spielern zwischen Offense-Line und Defense-Line, der z.B. in Universe Punkt-Situationen oder bei Verletzungen erforderlich werden kann.
Arbeit mit Sportpsychologen gründlich vorbereitet
Am Freitagnachmittag stand das Kick-off Meeting mit Henry Markus an, einem Sportpsychologen vom Deutschen Olympiastützpunkt in Stuttgart. Die sportpsychologischen Inhalte wurden in Abstimmung mit Nationaltrainer Stefan Rekitt erstellt, der seit mehr als einem Jahr mit Henry Markus die Zusammenarbeit vorbereitete, durch Gespräche, persönliche Treffen und Videoanalysen von bestimmten Spielsituationen. Die Erkenntnisse aus dieser Vorbereitung flossen auch bereits in die aktuelle Saisonplanung ein und haben die Inhalte der letzten Trainingslager beeinflusst.
Henry Markus arbeitet am Olympiastützpunkt unter anderem mit Fußballern, Hockey-Spielern, Volleyballern und Sportschützen zusammen. Diese Erfahrungen kommen nun auch den Spielern der Ultimate-Nationalmannschaft zugute. Mit ca. zehn bis 15 Stunden Training in der Woche ist insbesondere die (mentale) Belastungssteuerung und Stressbewältigung immer wieder ein Thema bei den Athleten. Hierbei geht es darum, die Bereiche Sport, Familie und Beruf bzw. Ausbildung der Amateursportler in ein angemessenes und dauerhaftes Gleichgewicht zu bringen.
An diesem Wochenende standen konkrete Methoden im Vordergrund, um die Sportler in die richtige Balance zwischen Angespanntheit und Abgeklärtheit zu bringen. Weiterhin wurde das Verhalten in bestimmten Drucksituationen oder bei Fehlern im Wettkampf thematisiert.
Henry Markus zeigte sich nach den Workshops mit den deutschen Nationalspielern begeistert. Er hatte bereits am Vormittag eine Trainingseinheit der Nationalmannschaft beobachtet und die Spieler im Anschluss in zwei dreistündigen Workshops persönlich kennengelernt. Er hob später hervor, dass der Umgang der Spieler untereinander und miteinander außergewöhnlich positiv ist und das Team auch als Gesamtheit einen sehr geschlossen Eindruck macht. Die Zusammenarbeit soll in den nächsten Jahren fortgesetzt und intensiviert werden. Auch eine Einbeziehung in die regelmäßig stattfindenden Trainertagungen der DFV-Nationaltrainer ist angedacht.
Am Samstag und Sonntag wurde wieder Ultimate gespielt. In den folgenden Einheiten und Trainingsspielen wurden Wettkampfsituationen noch einmal verschärfter simuliert. Am Ende war der Nationaltrainer sehr zufrieden mit der gezeigten Leistung und beendete das Trainingslager mit einer Zusammenfassung der vergangenen Monate und einem Ausblick auf die kommenden Höhepunkte.
In der ersten Juliwoche wird die Open Ultimate Nationalmannschaft aka „Inside Rakete“ an den US Open in Cincinnati, USA teilnehmen und sich dort mit den besten Teams der Welt messen. Drei Wochen später steht dann die Europameisterschaft in Kopenhagen an. Die Rakete ist „ready for take-off“.
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