Warum nicht „zweimal im Leben“?

Nach der Wahl zum IWGA Team of the Year 2022 konnte Flying Disc Deutschland jubeln. Das gelang dem viertplatzierten Team im Ultimate-Wettbewerb bei den World Games 2022 in beeindruckender Manier. Dieses Interview führte die International World Games Association (IWGA) mit den Kapitän*innen Anna Gerner und Steffen Döscher zusammen mit Stefan Rekitt, Mitglied des deutschen Trainerteams.

Was bedeutet Euch der Titel „The World Games Team of the Year 2022“?

Stefan: Für Flying Disc-Athlet*innen ist die Teilnahme an den World Games der Höhepunkt ihrer Sportkarriere, daher war das deutsche Team aufgeregt, für den Team of the Year Award nominiert zu werden. Das Team Flying Disc Deutschland ist stolz darauf, dass wir bei den World Games überzeugen und nun auch diese Auszeichnung gewinnen konnten. Wir fühlen uns geehrt, dass die Fans und Unterstützer*innen weiter für uns gestimmt und damit unseren Auftritt in Birmingham, USA gewürdigt haben. Das bedeutet viel für uns als Team und auch für unsere Community und die Anerkennung unseres Sports. Getoppt wurde das dadurch, dass nicht nur Flying Disc den Wettbewerb Team of the Year gewann, sondern auch Valeria Cardenas aus Kolumbien auf spektakuläre Weise und hochverdient zur Sportlerin des Jahres gekürt wurde. Es war ein großer Tag für unseren Sport.

Wer von Euern Familien, Freunden und Sportkolleg*innen hat reagiert?

Anna: Eigentlich haben alle geantwortet. Was mich am meisten überrascht hat, war die Tatsache, dass uns nicht nur Spieler*innen aus der Flying Disc-Community gratuliert haben, sondern auch Freunde und Bekannte aus allen Lebensbereichen. Alle waren begeistert und haben uns unterstützt.

Wer hat als erster gratuliert?

Anna: Meine Eltern waren die ersten, die mir gratuliert haben. Sie haben unsere Spiele bei den World Games mit großem Interesse verfolgt und auch fleißig abgestimmt. Ich habe zuerst meinen Teamkolleg*innen und unseren Trainer*innen gratuliert. Ich bin unglaublich stolz auf das Team und dankbar für die Unterstützung der Ultimate-Community. Das Votum zeigt aber auch, dass wir mit den World Games Menschen außerhalb der Ultimate-Szene erreichen und für unseren Sport begeistern konnten.

Wie hast du deine Fans hinter dich gebracht?

Stefan: Unser Media Director war vom ersten Tag an Feuer und Flamme. Wir haben unsere Fans und Unterstützer über soziale Medien, Chatgruppen, Mailinglisten und den Newsletter erreicht. Wir haben nicht nur die deutsche Flying Disc Community angesprochen, sondern auch Freunde, Familien und Arbeits- oder Schulkolleg*innen. Ich denke, es hat geholfen, dass wir als Team weit über Deutschland hinaus gut vernetzt sind. Die World Flying Disc Federation vertritt uns in nationalen Verbänden weltweit in mehr als 100 Ländern. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, die wir aus der ganzen Welt erhalten haben.

Wo werdet Ihr die Trophäe aufbewahren? Wird es eine Trophäe, die von einem Teammitglied auf ein anderes übertragen wird?

Steffen: Das ist eine interessante Idee. Wenn der Pokal seine Reise durch Deutschland beendet hat, könnte ihm ein Ehrenplatz im Bundesleistungszentrum, dem Leistungsstützpunkt unseres Verbands in Darmstadt, eingeräumt werden. Viele Mannschaften aller Spielklassen und Altersgruppen in Deutschland nutzen diesen Ort für Trainingslager. Ich sehe diese Auszeichnung als Anerkennung für die gesamte deutsche Flying Disc-Community, daher denke ich, dass dies ein passender Ort für unsere Trophäe wäre.

Welche Erinnerungen habt Ihr an die World Games?

Steffen: Neben den Momenten auf dem Platz erinnere ich mich an die besondere Atmosphäre dieses großartigen Multisport-Events. Das Treffen mit Athleten aus anderen Nationen und Sportarten machte das Erlebnis der World Games zu einem einzigartigen Erlebnis, selbst im Vergleich zu anderen internationalen Flying Disc-Turnieren. Apropos Leistung, unser Einstieg in das Turnier war natürlich hervorragend. Wir waren zuversichtlich und wussten, dass wir uns mit den Besten der Welt messen können. Dass wir gegen die favorisierten Mannschaften aus Kanada und den USA so grandiose Ergebnisse erzielen konnten, hat unsere Erwartungen jedoch weit übertroffen.

Gibt es einen Moment bei der TWG 2022 in Birmingham, der Euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Steffen: Wenn es einen einzigen Moment gibt, der noch sehr präsent ist, dann ist es für mich wahrscheinlich ein negativer und das ist das Ende unseres Halbfinales gegen Australien, das wir knapp verloren haben (12:13, Hrsg.). Davor lief das Turnier perfekt, aber das Erreichen des Finales wäre die Krönung gewesen. Ich denke aber auch, dass wir als Mannschaft diesen Rückschlag sehr gut verkraftet und ein starkes Spiel um Platz drei gespielt haben. Das trägt dazu bei, dass insgesamt natürlich die vielen positiven Erinnerungen überwiegen.

Was ist mit dem Sieg über die USA? Das war eine kleine Sensation!

Anna: Die USA dominieren seit Jahren die Flying Disc-Szene. Ich kann mich in meiner aktiven Karriere nicht an einen Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA erinnern. Die USA waren für uns der „Non plus Ultra“-Gegner bei den World Games. Es hat super Spaß gemacht, gegen sie zu spielen, denn das waren die Athlet*innen, mit denen wir uns messen wollten. Und dann dort in diesem Spiel zu gewinnen, war ein wahnsinnig herausragendes Gefühl. Wir haben es mit Teamgeist und mit Zusammenhalt und Selbstvertrauen auf dem Platz geschafft. Wir hatten uns über ein Jahr lang intensiver und länger vorbereitet als jede andere Mannschaft. Unser Sieg gegen die USA war ein Signal an die Community: Wir können jeden Gegner schlagen.

Was sind deine Ziele für dieses Jahr?

Stefan: Dieses Jahr haben wir die Europameisterschaften in Irland. Für uns die erste nach der Pandemie. Wir sind gespannt, ob wir unsere gute Leistung bei den World Games 2022 in Alabama fortsetzen können. Auch die anderen europäischen Nationen, Großbritannien und Frankreich, waren bei den World Games stark vertreten. Wir freuen uns darauf, sie wiederzusehen und zu spielen.

Und für die kommenden Jahre?

Stefan: Nach der Europameisterschaft kommt die Weltmeisterschaft 2024, und für uns ist es das Qualifikationsturnier für die nächste Ausgabe der World Games in Chengdu, China. Wir hoffen sehr, dass wir Deutschland einen Platz beim Turnier 2025 sichern können. Einmal dort gewesen, will man immer wieder hin. Die World Games sind ein großartiges Event und für die Flying Disc-Teams ein wirklich einzigartiges Event.

Habt Ihr jemals auf der Karte nachgesehen, wo Chengdu, Gastgeber der TWG 2025, liegt?

Steffen: Eigentlich ja. Wir alle haben die World Games 2022 als eine „einmalige Erfahrung“ wahrgenommen. Aber jetzt, nach dieser tollen Erfahrung und auch wegen der gelungenen, aber noch unvollendeten Leistung, ohne Medaille, wollen wir wieder zurück zu den Spielen. Die Qualifikation für Chengdu ist das große Ziel für die kommenden Weltmeisterschaften. Vielleicht wird „zweimal im Leben“ dann doch noch besser.

Die World Games sind eine Multisportveranstaltung, die alle vier Jahre von der International World Games Association veranstaltet und mit Unterstützung des Internationalen Olympischen Komitees organisiert wird. Die World Games 2022 fanden vom 7. bis 17. Juli 2022 in Birmingham, Alabama, USA, statt. 3.600 Athleten aus 34 Sportarten und 100 Ländern nahmen an den Spielen teil. Die 12. Ausgabe der World Games findet 2025 in Chengdu, CHN, statt.