Ein Captain und ein Rookie haben das Wort

Sieger_Semi-vs-BEL_EUC2015Nach dem Vizeeuropameistertitel in Kopenhagen bereitet sich das Open Ultimate-Nationalteam unter dem Namen „Inside Rakete“ nun auf die WM im kommenden Jahr vor. Ein Rückblick auf die EM in Kopenhagen im Interview mit Holger Beuttenmüller (#19, einer von fünf Captains, vorne im Bild) und Carsten Meinheit (#22, einer von elf Rookies, an Position 6, alle Bilder von Heiko Groß).

DFV: Holger und Carsten, Gratulation zur Silbermedaille! Bis auf das Finale gegen das GB Open Team habt ihr auf der EM alle Spiele gewonnen. Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Holger_Semi-vs-BEL_EUC2015Holger: Danke. Ich denke, dass es nicht so einfach zu sagen ist, ob wir mit dem Ergebnis zufrieden oder unzufrieden sind. Ich denke, es ist sehr zufriedenstellend zu sehen, dass uns die harte Arbeit in den letzten Jahren deutlich von den anderen europäischen Teams (ausgenommen England) distanziert hat. Man hat im Turnier gemerkt, dass wir und England den anderen Nationen einen Schritt voraus sind. Unzufrieden bin ich aber leider damit, dass wir es nicht geschafft haben gerade die Engländer zu schlagen, was nach der Vorbereitung schon unser Ziel war.

Carsten: Danke. Mit dem Abstand zum Turnier steigt auf jeden Fall die Freude über den Vizemeistertitel, allerdings ist eine solche Niederlage so kurz vor dem größten europäischen Triumph schon sehr schmerzlich. Zumal im Vorfeld recht klar war, dass England wahrscheinlich der entscheidende Gegner wird, der für den anvisierten EM-Titel zu schlagen ist.

DFV: Woran lag es, warum hat es nicht zur Goldmedaille gereicht?

Carsten_Semi-vs-BEL_EUC2015Carsten: Ich denke, dass uns im Finale leider insgesamt ein Paar entscheidende Fehler mehr in der O- und D-Line im Vergleich zum bisherigen Turnierverlauf unterliefen. Nach diesem Rückstand spielten es die Engländer mit ihrer internationalen Erfahrung clever und routiniert weiter und ließen uns keine Chance auf ein Comeback.

Holger: Ich denke, dass die Engländer einfach das bessere Spiel erwischt haben. Es gab ein paar Situationen, die das Spiel entschieden haben. Diese Situationen sind leider meist zu Gunsten der Engländer ausgefallen. Zum einen hatten wir in der ersten Hälfte die Chance ein Break vor zugehen, sind dann aber ein paar Punkte später selber gebrochen worden und sind damit nach der Halbzeit  zwei Breaks hinten gelegen. Dann hatten wir in der zweiten Halbzeit wieder einen Punkt in dem wir die Chance gehabt hätten mit einem Break erneut Druck aufzubauen, haben das aber nicht geschafft und haben dann kurz darauf selbst ein Break bekommen.

Wäre eine der Situationen vielleicht zu unseren Gunsten ausgegangen, dann wäre es sicher noch enger geworden. Trotz alledem finde ich, dass die Engländer sich die Goldmedaille mit einem starken Spiel verdient haben.

DFV: Wie war bzw. ist die Stimmung im Team nach dem verlorenen Finale?

Deutschland-Open_Vize-EM_EUC2015Holger: Nach dem Finale war die Enttäuschung natürlich groß. Aber wie bereits erwähnt haben wir alle gemerkt, dass wir das Spiel nicht selbst verloren haben, sondern es die Engländer mit einem starken Spiel gewonnen haben. Wir haben gut gespielt – leider hat es dieses Mal nicht gereicht, aber ich glaube, dass das die Stimmung im Team nicht besonders hat absacken lassen.

Carsten: Kurz nach dem Finale brauchte jeder seine Zeit um zu realisieren, dass der gemeinsame Traum Europameister zu werden, trotz der harten Arbeit während der Vorbereitung, leider nicht erreicht wurde. Diese Phase wich allerdings recht bald der Zufriedenheit über die Leistung des Teams während des gesamten Turniers und lässt uns für die kommende WM noch härter arbeiten.

DFV: Was waren aus eurer Sicht die Highlights des Turniers?

Jubel_Semi-vs-BEL_EUC2015Carsten: In diesem Team, mit solch erfahrenen Teamkameraden, mitspielen zu dürfen, war auf jeden Fall mein größtes Highlight! Daneben wird das Halbfinale gegen Belgien zu später Stunde auf jeden Fall sehr lange in Erinnerung bleiben. Dies war ein sehr gutes Spiel von uns, in dem wir mit Offense und Defense das Spiel diktiert haben. Zudem erzeugte die geniale Zuschauerkulisse rund ums Feld mit der flach stehenden Sonne eine beeindruckende Atmosphäre, wie ich sie noch in keinem Ultimatespiel erlebt hatte.

Holger: Mein persönliches Highlight war, dass ich nach meiner Verletzung doch noch spielen konnte. Ich glaube, wir nehmen es oft als so selbstverständlich an, dass wir gesund und fit sind und die Freiheit haben spielen zu können. Es kann manchmal anders kommen, deshalb bin ich dankbar, dass ich wieder fit wurde und die Knock Out-Games mitspielen konnte.

Deutschland-Open_Semi-vs-BEL_EUC2015Mein Highlight im Team war auch das Spiel gegen die Belgier, weil wir es in diesem Spiel geschafft haben unsere Taktik durchzuziehen. Ich hatte in jedem Punkt das Gefühl, dass wir ihn machen können. Wir haben mit der Offense die Punkte bestimmt und genauso haben wir es in der Defense geschafft die Belgier zu Würfen und Entscheidungen zu bringen, die sie nicht wollten.

DFV: Holger, Du hast Dich wie bereits erwähnt im ersten Gruppenspiel gegen Italien gleich zu Beginn verletzt und hast erst wieder ab dem Viertelfinale gespielt. Was ist passiert und welchen Einfluss hatte die Verletzung auf den Turnierverlauf?

7on-the-line_Semi-vs-BEL_EUC2015Holger: Ich habe mir im Spiel gegen die Italiener bei einem Dive den unteren Lendenwirbel verschoben, der dann durch die verspannte Muskulatur nicht wieder an den richtigen Platz gebracht werden konnte. Dadurch hatte ich Schmerzen und war nicht fähig zu spielen. Ich denke, dass es für das Team und den Turnierverlauf keinen so großen Einfluss hatte, da wir versucht haben uns in der Vorbereitung auch darauf vorzubereiten mit Ausfällen umzugehen. Persönlich habe ich versucht auch neben dem Platz dem Team zu helfen. Ab dem Viertelfinale war es dann aber angenehm dem Team auch auf dem Platz helfen zu können.

DFV: Carsten, du bist einer von elf Rookies im Team gewesen. Wie war das Turnier aus deiner Sicht bzw. wie hat dir die erste Saison mit der Open Nationalmannschaft gefallen?

Carsten2_Semi-vs-BEL_EUC2015Carsten: Die Akribie und Professionalität, die sich durch die ganze Vorbereitung und die Europameisterschaft gezogen hat, beeindruckte mich schon sehr. In keinem meiner bisherigen Teams wurde konsequent so hart an sich gearbeitet und kämpften O- und D-Line bei jedem Trainingsspiel so energisch um jede Scheibe. Trotzdem kam der Spaß nie zu kurz.

Da das Team schon seit einiger Zeit geformt wird, wuchs der Mannschaftszusammenhalt von Trainingslager zu Trainingslager und ich fühlte mich tatsächlich zu keinem Moment während der EM als Rookie. Daher kann ich die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr aktuell gar nicht mehr abwarten!

DFV: Holger, wie wird es jetzt mit der Nationalmannschaft weitergehen? Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg zur WM im kommenden Jahr?

EUC2015_Holger-Beuttenmüller_Justin-FoordHolger: Wir haben in den vergangenen Jahren mit dem Team bewusst unseren Fokus auf die EM und die Weltmeisterschaft 2016 gelegt. Wir haben uns in der letzten Zeit deutlich verbessert und wollen von dieser Basis bis zur WM weiterarbeiten. Wir werden dazu weitere Trainingslager im WM-Jahr im erweiterten Kader in Darmstadt haben. Daneben wollen wir auch als Team neben dem Feld wachsen und an uns arbeiten. Dazu sind verschiedene Ideen wie z.B. ein gemeinsames Bergwochenende, die weitere Arbeit mit einem Sportpsychologen usw. angedacht.

Da die WM sehr früh in der Saison ist, werden wir kein Vorbereitungsturnier spielen können. Deshalb wollen wir versuchen ein gemeinsames Trainingslager mit den Engländern zu veranstalten, um uns auf hohem Niveau auf die WM vorzubereiten.

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