Neun neue: Übersicht der Ultimate-Regeländerungen 2021

Über den Jahreswechsel hat der Weltflugscheiben-Verband WFDF (World Flying Disc Federation) eine neue Version der offiziellen Ultimate-Regeln 2021-2024 veröffentlicht, Diese liegen bereits auch in deutscher, gegenderter Fassung vor, auf der Seite des DFV Ultimate-Regelkomitees. Hier folgt eine Übersicht der wichtigsten Änderungen, erstellt vom Regelkomitee der DFV UA.

Im Abschnitt 1 zum Spirit of the Game ist erstmals die Möglichkeit eingeräumt, dass es „vorsätzliche oder eklatante Verstöße“ gegen die Regeln und den SotG geben könnte (neuer Absatz 1.2.1). Eine Lösung solcher Fälle bleibt den Teamcaptains vorbehalten, deren Beschluss auch abweichend von einer spezifischen Regel ausfallen kann. Weiter wurden in der Regel 1 Unterpunkte ergänzt in Abschnitt 1.3 (Bedingungen zum Gelingen der Streitschlichtung), Abschnitt 1.5 (Beispiele für guten Spirit), Abschnitt 1.6 (Beispiele für schlechten Spirit) und Abschnitt 1.7 (Pflichten für Teams).

Was den Anwurf betrifft, wurde der Abschnitt 7.5 um zwei Unterpunkte erweitert. Dabei geht es darum, wenn eine der Regeln missachtet wird in 7.3 (Angreifer*innen müssen bis zum Anwurf mit einem Fuß auf ihrer Punktlinie stehen) und 7.4 (Verteidiger*innen müssen bis zum Anwurf mit ihren Füßen hinter ihrer Punktlinie stehen) und das gegnerische Team eine Violation („Offside“) callt. Demnach ist kein neuer Anwurf mehr nötig, es sei denn, der Offside-Call wird contestet. Konkret: Bei Offside gegen die Offense darf die Defense zum Pivot-Punkt aufschließen und es geht wie nach einem Timeout weiter. Bei Offside gegen die Defense darf die Offense vom Brick beginnen, wenn sie den Pull nicht auffängt. In der Folge ist keine Steigerung der Strafen bei wiederholtem Offside vorgesehen.

Der Abschnitt 15 wurde umbenannt von „Status der Scheibe“ in „Status des Spiels“. Es heißt also nicht, „die Scheibe“ ist „tot“ oder „lebendig“, sondern „das Spiel“ hat diesen Status. Auch wurde in Abschnitt 15 sowie in den Definitionen der Begriff des „beiläufigen Kontakts“ (incidental contact) geändert in „geringfügigen Kontakt“ (minor contact). Das bedeutet, es geht nicht nur um das Wording, sondern darum, ob das Spiel durch den Kontakt beeinflusst wurde, also um die Intensität des Kontakts und um einen möglichen Einfluss auf die Position der Spielenden.

Eine weitere wichtige Änderung betrifft den Abschnitt 15, das Callen von Fouls, Infractions und Violations. Laut Punkt 15.5. darf grundsätzlich nur der*die Werfer*in eine Infraction callen. Neben der Ausnahme der Travel-Infraction, die jede*r Verteidiger*in callen darf, gilt nun auch noch die Ausnahme des „Double Teams“, das ab sofort jede*r Angreifer*in callen kann (15.5.1).

Ebenfalls neu geregelt ist im Abschnitt 16, dass eine mögliche Fortsetzung („Play on“) bei Fouls und Violations, die nicht den*die Werfer*in direkt betreffen (16.2.1 & 16.2.2), nur noch angewendet werden kann, wenn die Scheibe in der Luft ist. Dadurch entfällt die Diskussion „War der*die Werfer*in bereits in der Wurfbewegung?“ bei einem Foul im Feld oder Pick. Wird also nach einem Pick-Call „Play On“ gerufen und es resultiert ein Turnover, dann bleibt der Turnover stehen. Zudem wurde die Anwendung der Regel 16.3 (der Ausgang eines Spielzugs bleibt bestehen, weil der Call keine Auswirkung darauf hatte), von bisher nur Fouls und Violation auf alle möglichen Calls ausgeweitet, also auch auf Situationen nach einer stehenden Scheibe.

Im Abschnitt 17 zu Fouls wurden einige Umstellungen und Ergänzungen vorgenommen, so zu Fouls beim Fangen (17.2.1) und zu gegensätzlichen Fouls (17.9.2.1). Zu Fouls beim Fangen: Kontakt an Händen und Armen nach Block oder Catch ist kein Foul, auch wenn er nicht geringfügig ist, solange er nicht gefährlich ist. Entsteht also ein Kontakt mit den Händen des*der Angreifer*in, nachdem die Scheibe weggeschlagen wurde, ist das dennoch kein Foul. Dennoch sollte dieser Kontakt vermieden werden. Zu gegensätzlichen Fouls: Wenn ein gegensätzlicher Foul-Call in einer Situation stattfindet, nachdem die Scheibe gefangen wurde oder die beteiligten Spieler*innen die Scheibe nicht mehr fangen oder blocken können, dann geht es nun mit einem Check weiter. Bisher ging die Scheibe auch dabei zum*zur vorherigen Werfer*in zurück.       

Bei den Marking Infractions wurde die Straddle-Regel (18.1.1.2) und die Wrapping-Regel (18.1.1.4) angepasst. Bei beiden Regeln gilt nun, dass die Distanz zum*zur Werfer*in von „einem Scheibendurchmesser“ nicht unterschritten werden darf. Bisher durften beim Marking lediglich die Linien des*der Marker*in mit Pivot und Torso nicht gekreuzt werden. Dadurch müssen viele aggressive Marker*innen nun deutlich weiter zurückrücken. Und bei den Travel Infractions wurde die so genannte „Give & Go“-Regel verändert (18.2.2), wonach eine Scheibe gefangen und ohne Abbremsen weitergepasst werden darf, wenn zuvor keine Richtungsänderung und Beschleunigung stattfinden (18.2.2.1.2) und wenn nach dem Fangen und vor dem Pass maximal zwei zusätzliche Boden-Kontakte stattfinden (18.2.2.1.2). Das heißt es muss vor dem dritten Kontakt gepasst werden, solange nicht beschleunigt oder die Richtung geändert wurde.

Die wichtigsten Änderungen hat der Vorsitzende des WFDF-Regelkomitees Rueben Berg in Videos (Kurz- und Langfassung auf dem WFDF Youtube-Kanal) behandelt. Zum Erlernen des Umgangs mit den Regeln verweist er auf die Regelseite des WFDF mit zahlreichen weiterführenden Dokumenten. Eine Auswahl an Dokumenten auf Deutsch hält die Seite des DFV Ultimate-Regelkomitees bereit.