„Neuseeländer werden uns keine Scheibe schenken“
Interview mit Malte Spanuth, deutscher U20 Junioren Ultimate-Nationalspieler, der jüngst acht Monate in Neuseeland war. Neuseeland wird an diesem Montag erster Gegner des deutschen Teams bei der Junioren Ultimate-Weltmeisterschaft im polnischen Wroclaw sein. In diesem Interview äußert sich Malte Spanuth über seine Ultimate-Erfahrungen bei den Kiwis und über die Erkenntnisse für das Aufeinandertreffen der beiden Junioren-Nationalteams.
DFV: Deutschland spielt in der Vorrunde der Junioren Ultimate-WM Open gegen Neuseeland. Nun warst Du selbst jüngst dort. Wo und wann warst du dort genau und wie ist es zu dem Aufenthalt gekommen?
„Ich war für acht Monate von Ende Oktober bis Anfang Juli in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland. Ich wollte nach meinem Abitur erstmal etwas von der Welt sehen und nicht direkt mit dem Studium beginnen. Außerdem wollte ich Erfahrungen mit einem anderen Frisbeeteam sammeln. Für Wellington habe ich mich entschieden, da die Wellington Wildcats 2014 in Lecco ein Open Team bei der WUCC gestellt haben und ich weiterhin auf hohem Niveau für die Junioren WM in Polen trainieren wollte.“
DFV: Du hast mit dem Team dann auch bei den Neuseeländischen Meisterschaften mitgespielt und sogar einen Titel gewonnen, Gratulation! In welcher Division war das und wie hast Du Dich dort ins Team integriert?
„Zunächst ein großes Dankeschön an die neuseeländischen Frisbeespieler, die mich mit offenen Armen empfangen und ins Team aufgenommen haben! Ich habe in der Open Division gespielt. Da wir einen sehr großen Kader hatten und einen möglichst großen Trainingseffekt erzielen wollten, haben die Trainer und Captains uns in zwei gleichstarke Teams aufgesplittet. Ich habe wie in den letzten Jahren in der Nationalmannschaft auf der O-Line als Cutter gespielt und konnte dadurch wertvolle Erfahrung und Spielpraxis sammeln.“
DFV: Wie sah die Vorbereitung auf die nationale Meisterschaft aus, verglichen mit deutschen Verhältnissen?
„Wir hatten zweimal in der Woche Training. Außerdem konnte man noch an Wurf- und Sprint-Sessions teilnehmen. Dazu kam dann noch einmal die Woche eine sogenannte „social-league“, bei der Mixed Teams aus Wellington 7 vs. 7 spielen. Für diese Liga stellten wir auch zwei Mannschaften und somit hatten wir mindestens einmal pro Woche ein komplettes Spiel.
Außerdem hatten wir ein Trainingswochenende, bei dem wir unsere Taktiken einstudiert und den Teamzusammenhalt gestärkt haben. Des Weiteren fand in Wellington ein kleines Vorbereitungsturnier mit insgesamt vier Mannschaften statt, die jeweils zweimal gegeneinander gespielt haben. Das Niveau auf diesem Turnier war sehr hoch. Die ersten vier Plätze bei den Nationals wurden unter diesen vier Teams ausgespielt.“
DFV: Vom Spielstil her, was wird in Neuseeland auf Clubebene meistens gespielt, oder was wird dort anders gespielt als hierzulande?
„Der Spielstil ist sehr ähnlich. Es werden häufig die gleichen Formationen, wie in Deutschland gespielt, wie zum Beispiel das 2-5 oder die Red Zone. Auch die Zonenverteidigung war der deutschen sehr ähnlich. Es gab jedoch auch ein paar ausgefallene Taktiken, die jedoch nur sehr selten gespielt wurden, wie zum Beispiel ein 1-4-2.
DFV: Hast Du auch einige der Gegner aus dem neuseeländischen Junior Open-Team kennen gelernt? Wie stark würdest du sie einschätzen?
„Ja, habe ich. Wellington ist eine der Hochburgen im Junioren Ultimate. Die Jungs haben sehr viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt. Die U20 Nationalspieler haben einmal zusätzlich pro Woche gespielt und auch ein Team in der Social-League gestellt. Einige Spieler haben auch schon eine recht große Rolle bei den Wildcats gespielt und an den Trainingslagern der Open Nationalmannschaft teilgenommen. Die meisten Junioren aus Wellington sind physisch auf einem recht hohen Level, jedoch mangelt es vielen an Erfahrung, da die WJUC ihr erstes großes Turnier ist.“
DFV: Was für ein Spiel erwartest Du bei der WJUC in Wroclaw in der Vorrunde Deutschland gegen Neuseeland?
„Ich erwarte ein umkämpftes Spiel, welches die deutsche U20 jedoch die ganze Zeit dominieren wird. Die Neuseeländer werden uns keine Scheibe schenken, sind top motiviert und haben viel in ihre Vorbereitung investiert.“
DFV: Freust Du dich schon darauf, einige bekannte Gesichter von dem Aufenthalt dort wiederzusehen? Und zuletzt Dein Tipp für dieses Vorrundenspiel?
„Ich stehe mit einigen immer noch in Kontakt und freue mich sehr darauf, bekannte Gesichter wiederzusehen. Ich kann es kaum erwarten, gegen meine alten Teamkollegen anzutreten. – Da ich nur knapp ein Drittel des Teams kenne, ist das Ergebnis schwer einzuschätzen. Ich tippe auf ein 15:7 für Deutschland.
DFV: Zuletzt noch ein paar allgemeine Fragen: Wo liegen die Ultimate-Hochburgen in Neuseeland?
„Sie liegen eindeutig in den drei größten Städten: Auckland, Wellington und Christchurch, wobei Auckland und Wellington klar die Vorreiter sind.“
DFV: Worauf wird dort mehr Gewicht gelegt, auf die Divisionen Open und Frauen, oder eher Mixed, oder beides gleich, ähnlich wie hier?
„Das ist in Neuseeland ähnlich wie hier, jedoch sind die Social-Leagues für Mixed ausgelegt. Hier kann jeder spielen, der gerne Ultimate spielt, egal ob er nur einmal die Woche zum Spaß spielt, Anfänger oder Nationalspieler ist. Die Nationals finden genau wie in Deutschland statt: Mixed im frühen Sommer und Open und Women zusammen im späten Sommer.“
DFV: Finden in Neuseeland auch Junioren Ultimate-Meisterschaften statt, wenn ja, in welchen Altersklassen?
„Von Junioren Meisterschaften habe ich nicht viel mitbekommen, jedoch gibt es Schulmeisterschaften. In Neuseeland ist es ähnlich wie in den USA, dass jede Schule eigene Teams hat und diese in Wettkämpfen gegeneinander antreten.“
Vielen Dank für das Interview! Viel Spaß und gutes Gelingen beim Vorrundenspiel gegen Neuseeland und auch im weiteren Verlauf des Turniers!
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