Deutsche Trainer zum Game Advisor-System der Ultimate-WM
Das Game Advisor-System, das bei der Ultimate-WM 2016 in London zum Einsatz kam, ist auf weitgehend positive Resonanz gestoßen. Dies belegt ein Artikel, den Lorcan Murray auf dem Fachportal ultiworld.com veröffentlicht hat, mit dem Untertitel: „Game Advisors are here to stay“. Darin kommen auch deutsche Ultimate-Nationaltrainer zu Wort.
Das System befindet sich seit der Club-WM 2014 und der U23 Ultimate-WM 2015 in Erprobung und sieht keine Entscheidungsbefugnis für die „Spielberater“ vor. Diese sorgen lediglich für folgende Punkte: Klärung von Regelfragen, sofern gewünscht Anbieten einer nicht bindenden dritten Perspektive, Einhalten des vorgesehenen Zeitlimits und Verdeutlichen der strittigen Situation durch Handzeichen. Damit stehen sie im Gegensatz zum Observer-Programm von USA Ultimate seit den 1980er-Jahren, bei dem die Offiziellen auch Entscheidungsbefugnis haben.
Die deutsche Spielertrainerin des Frauen-Nationalteams Yelena Gorlin wird zitiert, wonach die Spielerinnen und Spieler bei In-/Aus-Fragen häufig daneben liegen. Der deutsche Mixed Ultimate-Nationalcoach Allen Clement bemängelt, dass manchmal Dinge passieren, die nicht passieren sollten, und dass auch Game Advior den dauernden halben Schritt über die Linie (so beim Anwurf) nicht verhindern könnten. Lediglich ein kolumbianischer Coach wird zitiert, wonach auf Dauer an (eingreifenden) Observern kein Weg vorbei führen könne, da Spieler im Eifer des Gefechts überfordert seien, unparteiische Entscheidungen zu treffen.
Ein philippinischer Trainer hingegen äußert, unser Sport und seine Spielerinnen und Spieler sollten sich nicht unter Wert verkaufen. Denn ein Eckpfeiler von Ultimate bestehe darin, so der Autor, dass wir in jeder kritischen Situation versuchten aufrichtig zu sein und uns gegenseitig in die Augen schauen zu können. Er habe gezielt Coaches von Teams befragt, die nach engen Spielen verloren hatten, und keiner von ihnen habe Calls oder das Verhalten der Gegner für ihre Niederlage verantwortlich gemacht, sondern das Auslassen eigener Chancen.
Der DFV schließt sich der Auffassung an, dass Game Advisors eine sehr gute Methode darstellen, um das Einhalten von Zeitlimits und dabei das Auflösen strittiger Situationen zu gewährleisten. Verbunden mit der Verdeutlichung entstandener Situationen durch Handzeichen halten sie an der Eigenverantwortlichkeit der Spielerinnen und Spieler fest und sorgen für einen „reibungslosen“ und regelkonformen Ablauf des Spielgeschehens. Im Gegensatz dazu stellen Schiedsrichter im Ultimate, wie sie die so genannten Profiligen in den USA einsetzen, eine in Deutschland unerwünschte Entwicklung dar. Wie in den entsprechenden Videos auf Youtube zu sehen, führt deren Anwesenheit unmittelbar dazu, dass Spielerinnen und Spieler beginnen zu betteln und zu schauspielern.
Mir ist dieser Artikel auch aufgefallen, allerdings fehlt mir bei den Argumenten zu Observern das in Betracht ziehen der Alternative Schiedsrichter zu haben. Man muss sich nur ein paar Spiele im Fernsehen anschauen und sieht Situationen in denen Schiedsrichter sich täuschen oder aus anderen Gründen falsch entscheiden. Der Aspekt der Schwalben ist natürlich auch ein unschönes Problem des kommerziellen Sports.
Das Fazit des Artikel, das bestmögliche Ergebnis durch den Kompromiss namens Game Advisor zu erreichen, kann ich allerdings akzeptieren, auch wenn ich bisher selbst nur in Livestreams damit Berührung gekommen bin.